Etwas ganz ganz Anderes
Seit fünf Jahren kümmert sich Matthias Leis (35) darum, dass das Biomasse-Heizwerk in der Rossau rund um die Uhr rund läuft. Diese Syncraft-Anlage ist nicht nur die erste ihrer Art, sie ist auch eine der kniffligsten und smartesten der IKB. Matthias schafft es, diesen kniffligen Herausforderungen entsprechend smart zu begegnen. „Dafür braucht es Hausverstand“, erzählt er. Wie gut, dass er viel davon hat.
„Man braucht technisches Verständnis und viel Kraft. Es kann heiß sein und dreckig, stinken und rauchen. Auch das muss man mögen“, sagt Matthias Leis, lacht und ergänzt: „Ich hatte Glück, dass ich hierhergekommen bin. Ich wollte etwas Anderes machen. Jetzt mache ich etwas ganz ganz Anderes.“
Die Worte des 35-Jährigen wecken Neugier. Zurecht tun sie das, denn der Job, den Matthias seit fünf Jahren ausübt, hat eigentlich keinen Namen. Er selbst hat die Lehre zum Kältetechniker absolviert, doch es gibt keinen Lehrberuf, in dem das, was Matthias täglich mit ziemlich viel Begeisterung, nimmermüder Neugier und ausgeprägtem Lösungs-Ehrgeiz meistert, gelernt werden kann. Für die Betreuung des Biomasse-Heizwerks der IKB braucht es einen gewieften technischen Tausendsassa. Und das ist er.
Auch Matthias war überrascht von seinem neuen Arbeitsplatz – hier auf dem großen Gelände rund um die Kläranlage in der Innsbrucker Rossau, wo die IKB 2017 mit dem Syncraft-Biomasse-Heizwerk einen revolutionären Schritt in eine Zukunft setzte, die ab Juni 2020 auch Matthias’ Zukunft wurde. Der IKB-Geschäftsbereich Energieservices hatte den Posten des Heizkraftwerk-Verantwortlichen ausgeschrieben, Matthias hatte sich beworben – und schon war’s passiert.
Ein Heizwerk, das mehr kann
„Unsere Anlage ist kein Fernheizwerk, wie man es kennt. Wir produzieren mit schon vorgetrocknetem Holz Biogas, mit dem Biogas betreiben wir einen Motor, und der gibt Strom und Wärme ab“, erklärt Matthias in knappen Worten die Funktionsweise dieses sogenannten Rückwärtskraftwerks, das durch negative CO2-Emissionen mehr Treibhausgase bindet, als in die Atmosphäre gelangen. Der klimapositive Reiz der Anlage wird dadurch befeuert, dass regeneratives und regionales Waldhackgut verwendet wird und „am Ende“ nicht nur Wärme und Strom, sondern auch Holzkohle produziert wird, die etwa als Zusatzstoff für Dünger in die Landwirtschaft und damit in den lokalen Stoffkreislauf zurückgeführt werden kann.
Der klima- und umweltfreundliche Charme des Heizwerks ist enorm. Die Herausforderung, das Werk rund laufen zu lassen, ist es auch. „Eigentlich habe ich gar nichts gewusst. Ich hatte keine Ahnung, wie das funktioniert“, sagt Matthias beim Blick zurück. Woher denn auch? Das IKB-Biomasse-Heizwerk war das erste seiner Art. Handbücher, Referenzen oder YouTube-Anleitungen zur Fehlerbehebung gab’s keine. Kinderkrankheiten aber schon. Matthias: „Oft muss man ewig lange suchen, um herauszufinden, was los ist. Aber wenn das Interesse da ist, geht das.“
Innovationen wie diese, brauchen eben nicht nur für die Entwicklung, sondern auch für den Betrieb wache Geister, die vor keinen Herausforderungen zurückschrecken. „Das Beste ist, zu handeln, zu tun. Dann kommt man schon rein und drauf, ob das etwas bringt oder nicht“, erklärt Matthias seinen pragmatisch-praktischen Zugang, der ihm in seinem Heimatort Axams gleichsam in die Wiege gelegt wurde: „Wir hatten früher einen Bauernhof. Da bekommst du einen Hausverstand, wenn es darum geht, Dinge zu reparieren. Da wird man auch nicht gefragt, ob man das machen kann – es gehört einfach gerichtet. Wie, ist egal. Das ist jetzt beim Heizwerk dasselbe.“
Hier ist kein Tag wie der andere
Den Erfahrungsschatz, den er sich in den letzten fünf Jahren angeeignet hat, ist so groß wie wertvoll. Alle Schritte und Lösungswege wurden und werden penibel dokumentiert, schließlich ist ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb des energieeffizienten Heizwerks das Ziel, und neben Matthias profitieren auch seine zwei Stellvertreter und nicht zuletzt die Atmosphäre von dem stets wachsenden Wissen. „Ja, es bleibt spannend - und interessant. Hier ist kein Tag wie der andere“, sagt er.
Es gibt Menschen, die dieser Abwechslungsreichtum am Arbeitsplatz nervös macht. Matthias aber spornt genau diese Herausforderung an und wenn er betont, dass die IKB eine Arbeitgeberin ist, „bei der man alt werden kann“, wirkt es, als hätte er seinen Platz gefunden. Tja. Er wollte etwas Anderes machen. Jetzt macht er etwas ganz ganz Anderes.

September 2025